15.09.1935 - 11.01.2009
Erika Drees wurde im Jahr 1935 geboren. Ihr Vater kämpfte als Wehrmachtsoffizier im 2. Weltkrieg, in welchem er 1944 fiel. Während der turbulenten Nachkriegszeit war sie gezwungen, gemeinsam mit dem Rest ihrer Familie flüchten, wobei Drees eines ihrer vier Geschwisterkinder verlor. Dies prägte sie bis an ihr Lebensende. Fortan setzte sie ihre ganze Kraft für eine friedliche Nachkriegsgesellschaft ein, was ihren Lebensweg als Friedens- und Umweltaktivistin vorzeichnete.
1975 zog die mittlerweile promovierte Ärztin von Bernburg nach Stendal, wo sie zusammen mit ihrem Ehemann und den drei gemeinsamen Kindern eine neue Heimat in der Altmark fand. In der Kreispoliklinik Stendal übernahm Erika Drees die Leitung der Abteilung für Psychiatrie und Neurologie und auch nach der deutschen Wiedervereinigung machte sie sich in diesem Sektor weiter verdient. So wechselte sie 1992 in das Krankenhaus Uchtspringe, in welchem sie die Leiterin der Tagesklinik in Stendal wurde. Ihr eigens entwickeltes Modellprojekt zur kombinierten Leitung von Tagesklinik und sozialpsychiatrischen Dienst sorgte bundesweit in Fachkreisen für Interesse.
Zu regionaler Prominenz gelangte sie jedoch schon eher und ihre gesellschaftspolitischen Verdienste sind bis heute unvergessen. Bereits zu DDR-Zeiten war Drees eine unbeugsame Kämpferin für den Umweltschutz und sprach sich offen gegen Atomkraft aus. Auf der 1.-Mai-Demonstration 1988 in Stendal erschien sie mit einem Plakat, auf welchem zu lesen war: "Für atomwaffenfreie und kernkraftfreie Zonen in Europa, denn KKWs sind Zeitbomben." Damals eine gewagte Provokation, die der unbeugsamen Erika Drees prompt ein Verhör durch die Stasi einbrachte. Weitere Verhöre folgten, denn sie gehörte am 10.09.1989 zu den DDR-weit 30 Erstunterzeichner:innen des Gründungsaufrufs zum Neuen Forum.
In den verschiedensten kirchlichen und politischen Gruppen engagierte sich Erika Drees bis kurz vor ihrem Tode für freie Bürgerrechte. An ihr beherztes Engagement erinnert bis heute eine Gedenktafel am Stendaler Rathaus.
1941 - 09.11.2002
Peter Schmidt wurde in Gardelegen geboren und blieb Zeit seines Lebens der Altmark treu. Er lernte das Handwerk eines Bunt- und Samtwebers und fand nebenbei noch Zeit, Ingenieurökonomie zu studieren. Er galt als DER Multiplikator für die Botschaft des Neuen Forums in Stendal. Gemeinsam mit Erika Drees war er auch außerhalb des Domkreises bekannt und als sie ihm von der neuen Organisation für Bürgerrechte erzählte, war er sofort Feuer und Flamme. Er warb massiv für das Forum in Stendal und aktivierte Mitstreiter:innen weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Am 06.11.1989 hielt Schmidt die Hauptrede auf dem Stendaler Marktplatz. Seine Weggefährten damals sagten, dass er den Mut besaß, das laut auszusprechen, was viele von ihnen bislang kaum zu denken wagten. Ein Passus seiner Stasi-Akte zeigt, um was für einen grundehrlichen und unerschrockenen Menschen es sich handelte, dessen Name zusammen mit dem von Erika Drees auf einer Gedenktafel am Rathaus zu finden ist. Dort erzählte Peter Schmidt den Stasi-Offizieren unerschrocken, dass er mit Leib und Seele hinter dem Neuen Forum stehe und ihn niemand davon abbringen könne. Für ihn sei dies die einzige Sache, die noch hilft. Das Protokoll der Befragung unterschrieb er und ergänzte es um die Bemerkung, dass er der Feststellung, "es bestünde kein gesellschaftlicher Bedarf für diese Organisation", entschieden widerspreche. "Das entscheide ja wohl nicht der Herr Miehlke. Das bestimmen wir."
Peter Schmidt starb am 09.11.2002, dem Jubiläumstag des Mauerfalls, an einem Herzinfarkt.